«By Kluben im Grien», Tour durch das historische Klybeck
Erst im 19. Jahrhundert wurden die Grundsteine für das Kleinbasler Quartier, wie wir es heute kennen, gelegt. Dahinter steckte der Aufbruch der chemischen Industrie. Vorher war das Klybeck eher ländlich geprägt – ein Wasserschlösschen mit bewegter Geschichte erhob sich jahrhundertelang als eines der markantesten Gebäude auf dem Gebiet.
©Rhystadt/Christian Platz
Das Klybeck wird erstmals in einer Aufzeichnung des Klosters St. Alban erwähnt. Und zwar als «by Kluben im Grien». Die Urkunde stammt aus dem Jahr 1283. Bereits 1361 werden dann die «Klüben Mülln» und der «Klübentych» urkundlich festgehalten. Es muss wohl der Familienname des Erbauers jenes ersten Weiherschlosses gewesen sein, der dem Quartier seinen Namen gegeben hat, ein Mann namens «Chlubo» oder «Chludbert». Der Ausbau eines Flussarms der Wiese zu einem Gewerbekanal und Mühlbach, sein Wasser bezog dieser Kanal aus den langen Erlen, vom Klybeckteichwuhr, brachte die Mühlen ins ländliche, von Feldern durchzogene Gebiet. Der Kanal trieb die mächtigen Räder an und mündete dann in den Altrhein, der damals noch bestand, und zwar bei der Klybeckinsel.
Die Frauen flohen ins Weiherhaus
Im 15. Jahrhundert war das Anwesen um das Schlösschen in den Besitz des Ritters Hans Von Reich gekommen, er hat es massiv ausgebaut und bewirtschaftet, es war von Pferdestallungen, Scheunen und Wirtschaftsgebäuden umgeben. Auch er nutzte den Kanal profitabel, betrieb auf seinem Gelände mehrere Mühlen und ein Sägewerk. Das Hauptgebäude stand übrigens ziemlich genau dort, wo wir heute die Adresse Klybeckstrasse 248 finden. Am 5. Dezember 1445 wurde das Anwesen von einer Meute Söldner überfallen, die in österreichischen Diensten standen. Dies geschah, während der St. Jakoberkrieg tobte. Dabei wurden die Scheunen, die Stallungen und die Sägemühle niedergebrannt. Überliefert ist auch, dass die Frauen ins Weiherhaus geflohen seien. Es war am Ende wohl der Wassergraben um das Gebäude vor Übergriffen durch die grausamen Gesellen schützte.
Die einzige Strasse nach Kleinhüningen
Während sich das Quartier entwickelte, im Takt der Mühlen und Sägewerke, wechselte auch das Anwesen am Teich mehrmals seinen Besitzer. Es war seine Lage, die den Wert des Guts enorm steigerte, denn die einzige Landstrasse, die nach Kleinhüningen führte, ging direkt durch das Areal des Schlosses hindurch. Wenn der Schlossherr seine Tore zusperrte, war auch die Strasse zu. Ein Quartiers-Zankapfel der delikatesten Sorte. Erst Recht als der Exzentriker Sigmund von Aug, die Leute nannten ihn «Steinschneider», in den Besitz des Wasserschlosses kam, sich wie ein Fürst aufführte und ein schlimmes Ende nahm. Er war ein bekannter Spötter und verhöhnte gerne den katholischen Glauben. So veranstaltete er etwa am Palmsonntag 1522 ein Spanferkelessen, als bewussten, provokativen Verstoss gegen das Fastengebot, zu dem er auch mehrere Geistliche einlud. Als Sigismund ein Jahr später durch das Elsass reiste, wurde er in Ensisheim festgenommen, der Blasphemie gegen die Heilige Muttergottes angeklagt, verurteilt und wenig später öffentlich gevierteilt. Sein Leichnam wurde verbrannt, die Asche in alle Winde verstreut.
Auf die Landvögte folgt die Chemie
Im Laufe der Jahrhunderte kamen das Quartier und sein Schlösschen unter ganz verschiedene Einflüsse, die Abtei St. Blasien («Bläsi»), der Klosterstift Säckingen, Basler Ratsherren, Ritter und Bürger, Ärzte geboten über das Territorium. Ab 1738 wurde das Wasserschloss zum Sitz der – von der Stadt Basel delegierten – Landvögte von Kleinhüningen. Im 19. Jahrhundert veränderte sich das ländliche Klybeck unter dem Einfluss der chemischen Industrie stark. In der Nähe baute Ciba Fabriken, rundum entstanden Wohnkasernen für Arbeiter. Das Schlösschen hatte in der neuen Welt keinen Platz mehr. 1955 wurde es abgerissen.