«Die Transformation als Chance auch für die migrantische Bevölkerung
Die fünfte Ausgabe der Dialogplattform Salon Basel Next widmete sich den Menschen, die rund um das Klybeck-Areal zu Hause sind: Wie sehen die verschiedenen Lebensrealitäten aus und was wünscht sich die mehrheitlich migrantische Bevölkerung für das neu entstehende Quartier? Wie die lebhafte Diskussionsrunde dabei auf Selfies am Steuer zu sprechen kam, lesen Sie im zweiten Beitrag. Zuerst betätigte der gegenwärtige Regierungsratskandidat Mustafa Atici in seinem Einleitungsreferat den «Zünder».
In Kooperation mit dem NQV (Neutraler Quartierverein Unteres Kleinbasel) und dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel lud Rhystadt Ende Januar zu einer weiteren Ausgabe der Dialogplattform «Salon Basel Next» ein. Mustafa Atici stellte gleich zu Beginn seines Einführungsreferats klar: «Ich stehe heute nicht als Wahlkämpfer vor Ihnen, sondern weil das untere Kleinbasel und seine Bevölkerung meine Herzensangelegenheit sind.» Er nahm das Publikum in seiner Rede auf einen Spaziergang durch «sein» Kleinbasel mit und machte anhand von Bildern an wichtigen Schauplätzen halt.
Fünf Brennpunkte, fünf Themen
«Wer über das untere Kleinbasel spricht, muss heute leider auch über Kriminalität sprechen», betonte Atici vor einem Bild der gegenwärtig vieldiskutierten Dreirosenanlage. Auch die Situation am Matthäusplatz mit einer sich ausbreitenden Drogenszene rufe nach kurzfristigen Massnahmen. Längerfristig, so Atici, gelte: «Quartiere werden sicherer, wenn die Lebensqualität insgesamt steigt; wenn es mehr Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten für die ansässige Bevölkerung gibt und wenn das Quartier attraktiver wird und auch neue Menschen anzieht».
Vor einem Bild des «Mini Market» am Wiesenplatz sprach Atici über die kleinteilige und vielfach familiär geprägte gewerbliche Struktur im unteren Kleinbasel. Neben dem nostalgischen «Kreuzberg-Charme» der hier vorherrsche, sei es wichtig, Perspektiven für die Gewerbetreibenden zu schaffen und ihre Unternehmen mit Entwicklung und neuen Herausforderungen zu fördern.
Zum Thema Wohnraum betonte der ehemalige Nationalrat: «Es braucht gute Massnahmen, um die unerwünschten Effekte der Modernisierung zu verhindern oder zu mildern. Aber es braucht vor allem auch Investitionen in neue Wohnungen und in die Sanierung bestehender Wohnungen, damit die Menschen, die schon hier sind, mehr Auswahlmöglichkeiten haben und mehr Platz erhalten.» Wohnschutz und Mietzinsregulierung, sagte Atici, seien nur so gut, wie sie dies nicht verhinderten.
Atici machte auch auf dem Ackermätteli halt. Hier ging er auf die Bildungssituation anhand eindrücklicher statistischer Zahlen ein: Der Anteil von Schüler*innen mit Erstsprache Deutsch liegt im Klybeck mit rund 18 Prozent weit unter dem städtischen Durchschnitt von 46 Prozent. Und auch die Gymnasialquote ist hier mit 14 Prozent besonders tief. «Es geht nicht um einen Schönheitswettbewerb der Quartiere. Entscheidend ist, dass wir genug in die Bildung und Berufsbildung investieren – und da, wo es nötig ist, eben noch mehr», betonte er.
Dafür, aber auch im Kampf gegen die Verkehrsüberlastung (Aticis fünftes Thema), seien mehr Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten wichtig, um das Quartier attraktiver zu machen. Eine Durchmischung fördere die Qualität der Schulen, schaffe Chancen für alle und biete mehr Platz für Begegnung, für Sport, Erholung und Entspannung. Das untere Kleinbasel brauche mehr Luft und bessere Luft und belegte dies mit Zahlen zur Feinstaubbelastung oder der Anzahl Tropennächte.
Das Zuhause behalten und die Identität bewahren
Aticis Fazit: «Das Klybeck und das untere Kleinbasel müssen sich weiterentwickeln». Entwicklung führe zu mehr Diversität, mehr Frei- und Grünräumen, mehr und besserem Wohnraum, zu mehr Sicherheit und mehr Investitionen. Damit das gelingt, und damit die Menschen hier zu Hause bleiben können und sich weiterhin wohlfühlen, brauche es
- ein gutes Tempo: die Entwicklung dürfe nicht zu abrupt sein.
- gute Rahmenbedingungen: also Anreize, damit investiert wird.
- eine gute Partnerschaft zwischen Privaten und dem Kanton: allein lasse sich die Aufgabe nicht lösen.
- einen guten Plan: Interessenkonflikte und Dilemmata müssen gut gemanagt werden.
Die Voraussetzungen, dass Basel diese Chance packt und die Risiken kleinhält seien gut, sagte Atici: Der Dialog über diese Entwicklung sei voll im Gang und es werde hart gerungen und viel diskutiert – so etwa beim Wohnen, wo sich mit dem Gegenvorschlag zur Initiative «Basel baut Zukunft» ein guter Kompromiss für alle abzeichne. Die Umsetzung erfolge über einen langen Zeitraum und Basel habe viel Zeit, die Entwicklung mitzuverfolgen, sich an sie zu gewöhnen, neue Möglichkeiten zu entdecken und allfällige Nachteile zu verdauen. Atici schloss sein Referat mit den Worten: «Wir haben jetzt eine grosse Chance für unser Zuhause – für das untere Kleinbasel von morgen!»
Salon Basel Next #5 auf YouTube
Hier können Sie den vergangenen Salon Basel Next in voller Länge inklusive Keynote und Diskussion online anschauen: