Gesundheitsschulen vor Ort: Ein riesiges Schulprovisorium auf dem Klybeckareal
Das Klybeckareal lebt auf. Seit August gehen hier täglich an die tausend Lernende, Studentinnen und Studenten ein und aus. Sie absolvieren die Ausbildung in einem Gesundheitsberuf wie zum Beispiel der Pflege. Auf diese Fachpersonen sind wir alle dringend angewiesen. Der Campus Bildung Gesundheit, eine bikantonale Einrichtung, nutzt die Gebäude von Rhystadt für mindestens die nächsten zwei Jahre.
©Rhystadt, Bilder: Roland Schmid
Eigentlich wird ja der Spenglerpark in Münchenstein die eigentliche Heimat des Campus Bildung Gesundheit. Dazu gehören das BZG Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt mitmiteinem Teil der Fachhochschule Nordwestschweizund die BfG Berufsfachschule Gesundheit Baselland. Zusammen mit der OdA Gesundheit beider Basel bilden sie dann den Campus Gesundheit. In Münchenstein entsteht zurzeit aber erst der Bau, der gemeinsam mit den Schulen geplant wurde und deren Bedürfnisse bestmöglich erfüllen soll.
Das aktuelle Provisorium im Klybeck, das von der Eigentümerin Rhystadt AG als weiterer Schritt in der Arealentwicklung begrüsst wird, erweist sich nun als Glücksfall. Es umfasst grosse, schöne und luftige Räume für Theorie- und Praxisunterricht sowie Räume, die für die Einrichtung von Labors bestens geeignet sind.
Parallel geplant
Der Umzug selber war eine massive logistische Herausforderung: Spitalbetten, Labore, Röntgengeräte und empfindliche Medizinaltechnik mussten von Münchenstein ins Klybeck transportiert und dort wieder eingerichtet werden. Die Räume sind für die Schulen ideal. Studierende, Lernende und Mitarbeitende fühlen sich an diesem Ort sichtlich wohl.
«Parallel zum Umzug planen wir unser neues Schulhaus. Zunächst wussten wir ja gar nicht, wo wir in ein Provisorium hinziehen können. Als wir gezügelt haben, wurde uns wieder einmal bewusst, wie riesig wir sind, mit all unserer Infrastruktur und unseren vielen Geräten», sagt Bernadette Oberholzer, Direktorin des BZG. «Aber der Standort im Klybeck ist toll, schon nur die Lage am Rhein ist sehr privilegiert. Wir hätten auch gar nicht gedacht, dass es auf dem Areal so grün ist, man kann im Garten sitzen, es ist ruhig, obwohl man ja eigentlich vom Verkehr umbraust wird. Und was unseren Leuten auch gefällt, ist, dass man hinter die Kulissen eines ehemaligen Novartis-Areals schauen kann, ein Werk mit langer Geschichte.»
Die Schulen sind in vier Gebäuden eingerichtet. In den ehemaligen Laborräumen der chemischen Forschung wurden Schullabore erstellt, es gibt ein simuliertes Spital, das heisst eine komplette Bettenzone, sowie grosse lichtvolle Praxisräume für die Physiotherapie, eine Mediothek und Aufenthaltsräume.
Die realitätsnahe Tiefenschärfe
Auch eine Food-Strasse mit vielfältigem Angebot ist Teil der Zwischennutzung, denn hier wollen viele Mägen versorgt werden. Die Dimension dieser Zwischennutzung ist enorm. So umfasst allein das BZG 400 Dozentinnen und Dozenten und über 70 Lehrpersonen, darunter auch Fachleute, die kleine Einsätze haben, Molekularbiologen, Ärztinnen und Ärzte aus speziellen Fachrichtungen, aber auch professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler sind hier immer wieder zu Gast. Sie simulieren für die Studierenden und Lernenden Symptome physischer und psychischer Krankheiten, um der Lernerfahrung mehr Tiefenschärfe zu geben.
Dies geschieht alles im Rahmen von Ausbildungen zu Berufen, in denen es um Menschenleben geht; Berufe, die sich permanent weiterentwickeln, in fachlicher und in technischer Hinsicht; Berufe, die in unserer Gesellschaft – und dies ist nicht erst seit Corona so –mehr Wertschätzung brauchen. Auch solche Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man durch den neuen Campus Gesundheit geführt wird und die vielen Lernenden und Studierenden bei ihrem Tagwerk beobachtet.
Und plötzlich wird man Historiker
Im wunderschön begrünten Innenhof des Campus – manche nennen ihn bereits Dschungel – lernen wir Sabina Mohler kennen. Sie ist Rektorin der BfG Berufsfachschule Gesundheit Baselland. Seit 2004 ist diese Schule das Kompetenzzentrum für die berufliche Grundbildung und Erwachsenenbildung in den Gesundheitsberufen auf Sekundarstufe II für die Kantone BS und BL. Die Schule gehört organisatorisch zur Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion Kanton Basel-Landschaft und hat gegen 1500 Lernende. Hier werden Fachfrauen/Fachmänner Gesundheit ausgebildet, in Grund- und Nachholbildung, zudem führt die Schule die Ausbildung Assistentin/Assistent Gesundheit und Soziales durch und bietet die Berufsmaturität 1 und 2 gesundheitliche und soziale Richtung an.
Mit den Gesundheitsfachfrauen und –männern bringen die Maturitäten nochmals eine ganz andere Farbe auf den Campus, nämlich erfahrene Berufsleute aus allerlei Richtungen. Sabina Mohler: «Es ist schon erfreulich, dass es heute diese Passerellen gibt und dass unser Bildungssystem durchlässig geworden ist. Da gibt es die ausgefallensten Berufskarrieren, die zeigen, dass man manchmal erst beim zweiten Anlauf entdeckt, was man eigentlich arbeiten möchte. Da macht etwa ein Elektrofachmann die Berufsmatur. Dabei entdeckt er seine Leidenschaft für Geschichte – studiert dann dieses Fach und wird Historiker.» Ganz wichtig sind natürlich auch die berufsspezifischen Weiterbildungen für Fachfrauen/Fachmänner Gesundheit, gerade für Leute, die schon seit Jahren bei der Spitex, in Heimen oder Spitälern arbeiten und damit ihr berufliches Profil erweitern können.
Multifunktionale Unterrichtsräume und grandiose Rheinsicht
Tatsächlich ergänzen sich die beiden Gesundheitsschulen hervorragend, denn das Bildungszentrum Gesundheit Basel-Stadt führt Ausbildungen der Höheren Fachschule (Pflege HF, biomedizinische Analytik HF, medizinisch-technische Radiologie HF) und in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule die Bachelorstudiengänge Physiotherapie FH und Pflege FH durch. Das Angebot wird durch Weiterbildungen für Fachpersonen ergänzt.
Die Interaktion und Interprofessionalität all dieser lernenden Berufsleute am Lernort spiegelt eben exakt die Berufsrealität, in der sie sich wieder treffen. Beide Schulen setzen während der Zwischennutzung innovative neue Lernmethoden um, haben beispielsweise riesige multifunktionale Unterrichtsräume, in denen gleichzeitig mehrere Klassen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, Dozentinnen und Dozenten zugegen sind. Je nach Bedarf lassen sich dort unterschiedliche Raumsituationen erstellen, natürlich ein klassisches Klassenzimmer für Inputs und Referate, aber auch ein Diskussionsforum mit Treppenelementen oder eine optimale Raumsituation für Präsentationen